Köln · Bonn · Düsseldorf
0800 / 1622362

Kommentar von Jörg Wirtgen bei HEISE.DE: HUAWEI und GOOGLE – Das Straucheln der Datensammler

IT-Systemhaus Köln · Bonn · Düsseldorf mit Mac-Spezialisten und Apple Support for Business

Google wurde von der Trump-Regierung dazu gezwungen, dem chinesischen Hersteller Huawei für zukünftige Smartphones keinen Zugriff mehr auf Android zu gewähren – oder genauer: den Zugriff auf die Teile von Android zu nehmen, die Google kontrolliert. Das ist für beide Firmen eine Katastrophe: Google büßt Werbeeinnahmen ein, Huawei entgehen Verkaufserlöse. Und beide haben sich den Schlamassel selbst eingebrockt, weil sie Datenschutz und Datensparsamkeit zu wenig berücksichtigt haben. Die Ironie dabei: Anders als die EU-Wettbewerbshüter, die Google zu einer Strafe von 4,34 Milliarden Euro wegen Wettbewerbsbeschränkungen bei Android verdonnert haben, geht es der Trump-Regierung nicht um Datenschutz, sondern um einen Handelsstreit unter dem Deckmäntelchen von nationalen Sicherheitsinteressen. Die wiederum hängen sich an vermeintlichen Hintertüren in Huaweis 5G-Routern auf, für deren Vorhandensein etwa die Bundesnetzagentur keine Beweise sieht.

Keine weiße Weste

Das sieht also so aus, als müsse Huaweis Mobile-Sparte etwas ausbaden, für das, wenn überhaupt, die Netzwerksparte verantwortlich ist. Doch wen trifft es da? Ja, die Huawei-Smartphones bieten ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis, und etwa das P30 Pro hat die derzeit wohl beste Smartphone-Kamera. Aber die Huawei-Smartphones betteln auch unverblümt, dass die Nutzer doch bitte einen Account in der Huawei-Cloud anlegen, um dort Fotos, Fitnessdaten, Dateien und ganze Gerätebackups zu speichern. Und selbst wenn man dieser Versuchung widersteht, ist kaum herauszufinden, welche Informationen die Handys trotzdem nach China funken. 

Ähnlich verhält sich auch Samsung mit der eigenen Cloud. Android-Smartphones mit Google-Apps und iOS-Smartphones mit Apple-Apps pumpen ebenfalls Daten in die Firmen-Clouds. Der Unterschied für die Trump-Regierung scheint nur darin zu bestehen, welche Geheimdienste denn nun Zugriff auf die Daten haben könnten, chinesische, südkoreanische oder US-amerikanische. Doch die wahren Gründe liegen ganz woanders – wobei kaum herauszufinden sein wird, ob Huawei Opfer des eigenen Erfolgs (gegen US-Netzausrüster), des eigenen Datenhungers oder doch der vom chinesischen Geheimdienst erzwungenen Backdoors ist. Die Probleme der Handy-Sparte ist jedenfalls vermutlich nur ein Kollateralschaden.

Google dürfte alles daran gesetzt haben, diesen Kollateralschaden so gering wie möglich zu halten. Dass die schon produzierten (und verkauften) Huawei-Smartphones praktisch keine Nachteile zu erwarten haben, haben die Kunden wohl Googles Anwälten zu verdanken. Um die Interessen dieser Kunden geht es ihnen dabei allerdings nicht, sondern auch wieder um Daten: Die Huawei-Telefone sollen doch bitte weiter Google-Werbung abrufen und Tracking-Daten sammeln. Einer der deutlichsten Profiteure ist übrigens Facebook, der neben Google größte Empfänger solcher Tracking-Daten aus Apps.

Würde Google transparenter damit umgehen, vielleicht weniger sammeln, vor allem aber alle Teile von Android freigeben, dann gäbe es jetzt gar keinen Hebel mehr, an dem die US-Regierung herumpfuschen könnte.